„Nein, ich geh nicht in die Schule!“
Wenn Eltern in Deutschland diesen Satz von ihrem Sohn oder ihrer Tochter hören stehen sie plötzlich unter Druck. Schließlich herrscht in Deutschland Schulpflicht. Doch welche Möglichkeiten haben Eltern, wenn ihr Nachwuchs nicht mehr in die Schule gehen möchte? Was passiert, wenn Eltern nicht mehr hinter dem Schulsystem stehen und für ihre Familie einen anderen Weg suchen? Welche Alternativen gibt es für Familien?
Das Recht auf Bildung
Als eines der wenigsten Länder in Europa pflegt Deutschland bisher eine sehr strikte Schulpflicht. Diese impliziert schon als Begriff die bloße „Schulgebäudeanwesenheitspflicht“ und nicht das, wie im Grundgesetz festgeschriebene „Recht auf Bildung“. Schulpflichtige, die dieser Anwesenheitspflicht nicht nachkommen werden schnell von den Behörden „kriminalisiert“. Dabei sind die Hintergründe für den Wunsch nach schulfreier Bildung so vielfältig und in den allermeisten Fällen durch das Wohlergehen des Kindes begründet. Eine Differenzierung ist an dieser Stelle enorm wichtig.
Bislang wird Eltern und jungen Menschen, die sich klar aus der Verantwortung heraus für die freie und selbstbestimmte Bildung einsetzen, hier häufig Unrecht getan. Dabei setzen sich gerade Eltern, die sich mit der Schulverweigerung ihres Nachwuchses konfrontiert sehen oder selbst nach Alternativen für suchen, sehr intensiv mit dem Thema Bildung auseinander. Sie übernehmen damit pro-aktiv die Verantwortung der Bildung ihres Sohnes oder ihrer Tochter.
Dem begründeten Wunsch des jungen Menschen selbst, sein Recht auf Bildung außerhalb der Schule zu gewähren, wird es also in Deutschland nicht leicht gemacht.
Schulfrei leben heißt nicht Leben ohne Bildung!
Hier findest du Artikel zum Thema Bildung, Bindung und Leben ohne Schule:
Auf dem Weg zum Freilernen und frei sich bilden
Als unsere älteste Tochter äußerte, dass sie nicht zur Schule gehen will, dachten wir erst, es wäre eine Laune, die wieder vergeht. Junge Menschen sind ja doch sehr flexibel und häufig ändert sich eine Meinung mit zunehmendem Alter und Erfahrungsschatz. Nicht so in unserem Fall.
Die Vehemenz ihrer Aussage nahm Jahr für Jahr zu, unsere Tochter meinte es Ernst. Damit stellte sie uns als Eltern auf eine harte Probe. Sollten wir sie beugen und notfalls mit Zwang der Schule zuführen? Oder können wir ihrem Wunsch nach einem Leben ohne Schule nachgeben? Und wenn ja, was heißt das für uns? Müssen wir dann auswandern? Sind wir dann kriminell? Droht uns zuletzt der Kindesentzug?
Wir begannen zu recherchieren und zu hinterfragen. Als wir 2017 ein Jahr in Schweden lebten, wurde unser Blick nochmals geweitet und wir erhielten eine neue Perspektive auf unser Leben. Zu dieser Zeit wurden wir das erste Mal mit Menschen konfrontiert, die ein ortsunabhängiges Leben führten. Wir hörten von Familien, die ihren Nachwuchs völlig frei lernen ließen und mit ihnen die Welt bereisten. Wir erfuhren von Fernschulen, Homeschooling und Unschooling. Wir hörten das erste Mal den Begriff „Freilernen“ und zu guter Letzt durften wir erfahren, was wir unter „frei sich bilden“ verstehen dürfen. Es war für uns, als würde sich eine völlig neue Welt mit einer ganz anderen Sicht auf die Dinge eröffnen.
Doch die ursprünglichen Fragen blieben:
Kann Leben ohne Schule wirklich gut gehen?
Kann das in Deutschland funktionieren?
Wie können wir frei uns bilden?
Was frei sich bilden konkret bedeutet und wie es umsetzbar ist, erfährst du in der Akademie für selbstbestimmte Bildung:
Vom Wunsch zur Wirklichkeit
Wir lasen Lektüren zum Freilernen und zur freien, selbstbestimmten Bildung, tauschten uns mit anderen Familien aus, sahen uns alternative Schulkonzepte an und versuchten den FÜR UNS passenden Weg zu finden. Denn, das stellten wir schnell fest, den EINEN WEG gibt es nicht.
Dabei hörten wir uns stets die Wünsche und Bedürfnisse unserer Tochter an, vertrauten unserer Intuition. Nach all unseren Erkenntnissen und Erfahrungen erschien uns zu Reisen zunächst der passende Weg für uns. Nicht dauerhaft auswandern, aber dennoch die Welt sehen. Nicht alles aufgeben, aber maximale Freiheit genießen.
Nachdem wir diesen Beschluss gefasst hatten, waren wir für etwa 1,5 Jahre unterwegs. Im Frühjahr 2022 wurde der Wunsch, mehr in der Heimat zu bleiben immer stärker und so wurden die Reisen sporadischer. Was jedoch nichts an unserem freien und selbstbestimmten Leben veränderte.
Im September 2022 erklärte sich unsere große Tochter aus freien Stücken bereit in die Schule zu gehen. Sie besuchte für 9 Monate eine Regelschule und sammelte für sie wichtige Erfahrungen in diesem Bereich. Dieser Schritt war für sie und ihr Recht auf selbstbestimmte Bildung ebenso wichtig, wie die schulfreien Jahre davor.
Das zeigt deutlich, dass es beim frei sich bilden nicht um eine Schul- oder gar Systemkritik geht, sondern um das Recht eines jeden jungen Menschen, sich seinen Bildungsweg individuell und passend zu seinen Bedürfnissen zu wählen.
Seit Juni 2023 besucht sie keine Schule mehr und bildet sich seitdem wieder selbstbestimmt und selbstorganisiert. Ihr jüngerer Bruder, der im Schuljahr 2023/24 schulpflichtig wurde, hat sich unabhängig von seiner Schwester ebenso dazu entschieden, sich ohne Schule zu bilden.
Nach insgesamt drei Zwangsgeldbescheiden im Winter 2023/2024, die dazu führen sollten, dass wir, notfalls mit Gewalt unsere Tochter und unseren Sohn der Schule zuführen, befinden wir uns mittlerweile auf dem Klageweg gegen den Freistaat Bayern. (Stand Frühjahr 2025)
Aus unserer eigenen Betroffenheit heraus wissen wir heute, dass enorm viele Familien in Deutschland mit dem Bildungssystem unzufrieden sind und sehr viele junge Menschen Schule als einzigen Weg für Bildung nicht mehr akzeptieren können. Eine immer größer werdende Zahl junger Menschen wird krank durch oder in Zusammenhang mit dem Schulbesuch. Doch ein Wandel im Bildungssystem ist nur möglich, wenn diejenigen sich auf den Weg machen, die die Lobby für junge Menschen sind: Die Familien selbst.
Du möchtest mehr darüber erfahren, welche Möglichkeiten es für Familien gibt, selbstbestimmte Bildung in Deutschland zu leben?
Du möchtest endlich frei sein und deine Tochter / deinen Sohn sich selbstbestimmt bilden lassen?
Du suchst Deinen persönlichen Weg?
Du bist dir noch nicht sicher, wie du starten kannst und suchst Unterstützung?
Für all diejenigen, die bereit sind den Bildungswandel voranzubringen und jungen Menschen ihr Recht auf Bildung sowie auf gewaltfreies, würdevolles Aufwachsen zu ermöglichen, gibt es nun Angebote der Akademie für selbstbestimmte Bildung. Dort finden Familien Rat und Unterstützung auf ihrem Weg sowie ein Netzwerk an Austausch und Informationen.
Mehr Infos
Beim Einstieg ins Freilernen und in die selbstbestimmte Bildung tauchen viele Fragen auf und häufig wissen Familien gar nicht, wo sie anfangen sollen. Die häufigsten Fragen dabei sind:
Was heißt frei sich bilden konkret?
Müssen wir Auswandern, um die Schulpflicht zu umgehen?
Wird uns das Jugendamt kontaktieren?
Wie gehen wir mit Fragen und Kritik um?
Ist ein Abschluss ohne Schulbesuch möglich?
Seit 2021 begleiten wir Familien in allen Fragen der selbstbestimmten Bildung sowie zu Themen wie Bindung leben, Leben ohne Fremdbetreuung sowie Familienleben leicht gestalten. Unsere Erfahrungen sowie Angebote teilen wir hier auf der Webseite, sowie auf unseren Social Media Kanälen.
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